Sira (ultrix)

Sira erkennt ihre Macht

Sira ist eine Meisterin der Siegelmagie und die Anführerin einer bürgerlichen Rebellion, die sich gegen die Kontrolle der Eliten über die Magie und dokimatrei tropos richtet. Nach dem Scheitern der ersten Rebellion und einer tiefen Selbstfindungsphase erhält sie den Beinamen „Ultrix“. Dieser ehrenvolle Titel zeichnet sie als eine prägende historische Persönlichkeit aus.

In ihrer Schläfe steckt ein Splitter des Seelensteins – des Yuarsteins des Lebens –, der es ihr ermöglicht, mächtige Lebensmagie zu wirken, obwohl sie nur eine Magierin der dritten Reihe ist. Durch ihren Gesang kann sie Emotionen auf andere Menschen übertragen. Die Stärke dieser Magie ist dabei von der Beziehung abhängig, die Sira zur Zielperson hat.

Herkunft und Ausbildung

Sira wurde 28 Jahre vor Beginn der Sklavenkriege in Grafden geboren. Da ihre Eltern in der örtlichen Schmiede stark eingespannt waren, erkundete sie schon früh selbstständig die Stadt und schloss Freundschaft mit Mitgliedern der Siegelzeichnergilde. Sie half regelmäßig dabei, die Schutzsiegel der Stadt auszubessern, und entwickelte so bereits in jungen Jahren ein feines Gespür nicht nur für einzelne Siegel, sondern auch für komplexe Siegelnetze.

Noch während ihrer allgemeinen Schulbildung schloss sie sich einer Schaustellertruppe an, wo sie besonders durch ihre schöne und ergreifende Gesangsstimme hervorstach. Sie singt in der Stimmlage eines tiefen Soprans.

Im Alter von 14 Jahren verlor Sira ihre Eltern bei einem verheerenden Brand in der Schmiede. Eine alte Großmeisterin der Siegelmagie nahm sie bei sich auf. Gemeinsam beschlossen sie, Grafden zu verlassen und als wandernde Siegelzeichnerinnen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mehrfach versuchte Sira, einen Passierschein für dokimatrei tropos zu erhalten, doch weder in Grafden noch in den Städten, die sie bereisten, wurde ihr einer ausgestellt. Mit 19 Jahren stahl sie schließlich den Pass eines jungen Adligen, der sich in einer Spelunke bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte. Mit der Unterstützung ihrer Meisterin reiste sie daraufhin nach doki, um Magie zu erlangen.

Sira erhielt die Gestalt einer Azaronin und einen gewöhnlichen, durchschnittlichen Magieplatz, was sie zu einer Magierin der dritten Reihe machte. Sie lernte schnell, die Siegel zu aktivieren, die sie bereits meisterhaft zeichnen konnte. Allerdings zeigte sie dabei kein besonderes Talent, sodass viele ihrer besonders komplexen Siegel nur schwach oder unvollständig aktiviert werden konnten.

Grosdruven und Dreftrun

Als Sira, nun Mitte 20, mit ihrer Meisterin in der Kleinstadt Grosdruven ankam, fanden sie so viel Arbeit vor, dass sie beschlossen, für längere Zeit zu bleiben. Der kleine Laden, den sie anmieteten, wurde rasch zu einem der beliebtesten der Stadt – nicht zuletzt dank der heiteren, stets fröhlichen und anmutigen Sira.

Sira nach der Explosion in der Krankenstation

In dieser Zeit fand Sira nicht nur neue Freunde, sondern lernte auch den jungen Gärtner Telonius kennen, in den sie sich unsterblich verliebte. Als sie nach einem Jahr beschlossen, weiterzuziehen, verlobten sie sich, und Telonius schloss sich ihnen an.

Ihre Reise führte sie nach Dreftrun, einer rauen Stadt voller Gesindel. Hier verdienten sie ihr Geld damit, die dringend benötigten Schutzsiegel der Häuser aufzufrischen. In Dreftrun stieß Sira jedoch auf erste Schwierigkeiten. Es gelang ihr nicht, die von ihr entworfenen komplexen Siegel für wohlhabende Kunden zuverlässig zu aktivieren. Gleichzeitig hörte sie das Gerücht, der Rat Neodos würde unaufrichtige Magier mit schwacher Magie bestrafen. Dieser Gedanke stürzte sie zunächst in eine Spirale aus Selbstzweifeln und Schuldgefühlen. Diese wandelten sich jedoch in Zorn, als ihr Verlobter sie daran erinnerte, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte, als sich den Zugang zur Magie zu stehlen.

Zu dieser Zeit erreichte eine Karawane die Stadt, die auf ihrer Reise durch die große Wüste zufällig den Seelenstein gefunden hatte. Unwissend über seine wahre Natur versuchten sie, ihn zu zerlegen, um ihn in Teilen zu verkaufen. Dieser Versuch löste eine katastrophale Explosion aus. Die Wucht der Detonation tötete Telonius und Siras Meisterin auf der Stelle. Ein umherfliegender Splitter des Steins bohrte sich dabei tief in Siras Schläfe. Sie fiel ins Koma und erwachte erst Tage später in einer Krankenstube. Ihr Körper, der die azaroninische Gestalt angenommen hatte, war wieder menschlich geworden.

Als sie von den Geschehnissen erfuhr, musste sie zudem feststellen, dass der Seelenstein bereits von einem unbekannten Fürsten gestohlen worden war. Gerüchte machten die Runde, eine Forschungsgruppe von „Magiern“ hätte gezielt Experimente an dem Stein durchgeführt. Sira schenkte diesen Gerüchten Glauben und versuchte vergeblich, die Herkunft der Forscher ausfindig zu machen, was ihr nicht gelang. Plötzlich mittellos und von Trauer überwältigt, blieb sie in Dreftrun. Da sie sich nicht auf ihre unzuverlässige Siegelmagie verlassen wollte, verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Bardin. Innerhalb eines Dreivierteljahres wurde die Taverne, in der sie auftrat, unerklärlich beliebt. Sira, die nun eine tief melancholische Aura umgab, zog unbewusst immer mehr Verehrer an, die ihr regelrecht verfielen.

Der General und der Aufbau der Rebellion

Ein alter General, der unehrenhaft aus der madewischen Armee entlassen worden war, bemerkte die wachsende Anziehungskraft der Taverne. Als er eines Abends trübsinnig sein Bier trank und Sira zu singen begann, spürte er den ungewöhnlich starken Einfluss ihrer Musik. Sang sie traurig, glitten seine Gedanken in seine schmerzhafte Vergangenheit. Sang und tanzte sie jedoch fröhlich, hob sich seine Laune schlagartig, er schöpfte neuen Mut und wurde von frischen Ideen durchströmt. Erstaunt überprüfte er seine Beobachtung und stellte fest, dass dieser Effekt nur bei Siras Darbietungen auftrat und fast alle Anwesenden erfasste.

Sira und der General freundeten sich an, und er teilte ihr seine Entdeckung mit. Gemeinsam fanden sie heraus, dass Siras Fähigkeit wirkte, sobald sie sang oder emotional sprach. Sie konnte die Stimmung jedes Menschen beeinflussen, der auch nur die geringste Sympathie für sie hegte. Schnell kamen sie zu dem Schluss, dass der Splitter in ihrer Schläfe die Quelle dieser Macht sein musste.

Der General verbrachte viel Zeit mit Sira. Er sprach von der Verkommenheit der Welt, vom Machtmonopol einer kleinen Elite und vom unterdrückten Volk Lirzakins. Er machte ihr klar, wie die Bevölkerung künstlich kleingehalten wurde – insbesondere durch die limitierte Vergabe von Magie in dokimatrei tropos. Er drängte Sira, ihre neue Fähigkeit zu erforschen und zu trainieren. Sie stellten fest, dass Sira trotz des Verlusts ihrer azaroninischen Gestalt noch immer Magie besaß – und zwar ein Vielfaches dessen, was ihr zuvor zur Verfügung stand. Selbst ihre stärksten Siegelnetze konnte sie nun mühelos aktivieren; nur nach extremer Anstrengung spürte sie ein leichtes Pochen in der Schläfe.

Ihre Macht über die Herzen der Menschen war immens. Lehnte sie etwas ab, taten es ihr die Zuhörer gleich. Sang sie hingegen ein Loblied auf eine Sache, wurde diese von der Menge augenblicklich ebenfalls bejubelt. Ihre mächtigste Waffe aber war die Fähigkeit, die tiefsten Gefühle der Menschen zu formen. In einer schicksalhaften Nacht schrieb sie das „Lied der Rebellion“, ein Lied, das den Menschen nicht nur Mut spendete, sondern auch einen unbändigen Drang entfachte, für die Befreiung der Massen zu kämpfen.

Sira vor Grafden

Daraufhin überzeugte der General sie, Dreftrun zu verlassen, um eine Armee aufzubauen und dokimatrei tropos von den Eliten zu befreien. Auf ihrem Weg nach Norden trafen sie auf eine Wegsperre, deren Besatzung all ihre Wertsachen als „Zoll“ forderte. Auf Drängen des Generals gab Sira nicht nach, sondern sang für die Krieger. Ihre Magie überzeugte sie, sich der Rebellion anzuschließen. Mit diesen ersten Anhängern schufen sie das Fundament ihrer Bewegung: ein eigenes Wappen und speziell angefertigte Helme, deren Siegelnetz Siras Gesang direkt in die Köpfe der Träger übertragen konnte.

Der General schuf einen Mythos, der nicht nur die Rebellen, sondern auch Sira selbst überzeugte: Die Eliten würden nicht nur den Zugang zur Magie kontrollieren, sondern auch große Teile der Magie selbst unter Verschluss halten. Wenn dokimatrei tropos erobert würde, bekämen alle Apanthren wieder Zugang zu weitaus stärkerer Magie. Insbesondere die Todesmagie würde zurückkehren, sodass zu Unrecht Verstorbene aus dem Tod zurückgeholt werden könnten. Sira klammerte sich an diesen Glauben in der verzweifelten Hoffnung, ihren Verlobten wiederzusehen.

Die anfangs kleine Gruppe wuchs stetig. Sira bekam Gewissensbisse, doch der General redete ihr ein, das Richtige zu tun. Er isolierte sie gezielt von anderen, um ihre Zweifel im Keim zu ersticken und ihre Abhängigkeit von ihm zu vergrößern.

Nachdem sie erst eine Gruppe von 400 Cortasiern und später die verbliebenen Mitglieder des Ordens der Schwerter für ihre Sache gewonnen hatten, war ihre Armee stark genug, um es mit Großstädten aufzunehmen. Um Sira endgültig an die Rebellion zu binden und aus strategischen Gründen, überredete der General sie, ihre Heimatstadt Grafden anzugreifen. Der Plan gelang, und die Armee verdoppelte ihre Stärke.

Sira in Cervenis singt das Lied der Rebellion

Sira spürte jedoch, dass ihre Macht an Grenzen stieß, wenn sie versuchte, so viele Menschen gleichzeitig zu erreichen. Sie benötigten einen Ort, um ein Siegelnetz zu errichten, das ihre Magie verstärken würde. Ihre Wahl fiel auf die Ruinen von Cervenis. Während Sira und einige Vertraute mit dem Knüpfen des Netzes begannen, marschierte die Armee weiter in Richtung doki.

Als sie das ehemalige Doxapolis erreichten, war die Rebellion trotz Vorwarnungen zu einer gewaltigen Bedrohung herangewachsen. Angetrieben von Siras „Lied der Rebellion“ gewannen sie die Oberhand in der Schlacht. (Hier finden die Geschehnisse des Romans „Das Lied der Rebellion“ statt). Aber der General wurde getötet.

Zunächst von Wut über den Tod des Generals und das Scheitern der Rebellion erfüllt, wollte sie sich das Leben nehmen, wurde aber im letzten Moment von Plerechtaion, Hesenzir und Flundag gefunden. Flundag, der ebenfalls gegen ihre Magie immun war, konnte sie davon überzeugen, weiterzuleben. Die vier wurden enge Freunde. Nach Plerechtaions späterem Tod erbte Sira seinen Umhang und sein schwarzes Wiesel.

Von da an beschloss sie, aus eigener Kraft Gutes in der Welt zu bewirken. Nachdem sie im Alleingang eine Stadt gegen Piraten verteidigt hatte, gaben ihre neuen Anhänger ihr den ehrenvollen Namen Ultrix. Ihre neue Gefolgschaft gewann sie nicht mehr durch ihre manipulative Fähigkeit – die sie mittels Symbolmagie unterdrückte –, sondern allein durch die Kraft ihres Charakters.

Aussehen

Sira Ultrix

Sira hat lange, braune Haare und ein schmales Gesicht mit markanten Zügen. Seit den Ereignissen in Dreftrun umspielt stets ein Hauch von Traurigkeit ihre Lippen, selbst wenn sie lächelt. Sie hat eine schlanke, sportliche Statur und ist ungewöhnlich groß. Im Umgang mit Waffen ist sie unbeholfen, besitzt aber einen schlichten Dolch, der einst ihrem Verlobten gehörte.

Vor der Rebellion trug sie die typische Kluft ihrer Heimatstadt Grafden: feste, knöchelhohe Stiefel, eine braune Leinenhose, ein grünes Hemd und eine Weste aus Ziegenfell, ein Geschenk ihres Vaters.

Während der Rebellion trug sie eine silbern-grüne Rüstung, die der Tracht der einstigen Königin von Cervenis nachempfunden war, jedoch ohne königlichen Umhang oder Schild. Abseits des Schlachtfeldes bevorzugte sie eine schwarze Lederhose und eine schwarze Weste mit dem Wappen der Rebellion. Zudem trug sie eine Kette mit zwei wichtigen Anhängern: der Nadel, mit der ihre Wunde in Dreftrun versorgt wurde, und einem Medaillon ihrer verstorbenen Meisterin, die oft nachdenklich das darin eingelassene Heptagramm mit dem Finger nachgezeichnet hatte. Zur Zeit der Rebellion ist sie 28 Jahre alt.

Später trägt sie gelegentlich den Umhang von Plerechtaion. Als Sira Ultrix färbte sie sich die Haare schwarz. Obwohl sie keine Azaronin mehr ist, behalten ihre einst braunen Augen ihre leuchtend blaue Farbe.

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