Die Elfen von Lirzakin

Ein Elf. Mächtiger Magier, selbstbewusst, stolz

Elegant, unsterblich, unendlich weise – so lautet der Mythos, den die Elfen von Lirzakin um sich selbst weben. Doch hinter der Fassade aus Anmut und Arroganz verbirgt sich eine Wahrheit, die weitaus komplexer und faszinierender ist. Die Elfen sind eines der größten und mächtigsten Völker Lirzakins, doch ihr Wesen ist von tiefen Widersprüchen geprägt. Ihre natürliche Affinität zum Element Wasser steht in krassem Gegensatz zu ihrer blutigen Geschichte, die von wiederkehrenden Konflikten mit dem alten Wasserreich gezeichnet ist.

Um diese faszinierende Kultur zu verstehen, muss man ergründen, was es wirklich bedeutet, ein Elf zu sein.

Das apanthrische Wesen

Der vielleicht größte Unterschied zu den Elfen anderer Welten ist, dass man in Lirzakin nicht als Elf geboren wird. Die Elfen sind, wie andere große Völker auch, ein apanthrisches Volk. Das bedeutet, ihr Weg beginnt als Mensch.

Ein Mensch, der nach dokimatrei tropos geht und vor den Rat Neodos tritt, kann dort seine magische Gabe und eine zweite Gestalt empfangen. Ob dieser Mensch zu einem Elfen wird, ist jedoch keine Frage des Zufalls oder der Abstammung. Es ist eine Entscheidung, die auf dem tiefsten Charakter und dem Gefühl der Zugehörigkeit des Einzelnen beruht.

Wer in der elfischen Gesellschaft aufwächst, dessen Werte und Weltanschauung werden von klein auf geprägt. Daher ist es nur natürlich, dass die Nachkommen von Elfen mit überwältigender Wahrscheinlichkeit selbst den Weg der Elfen wählen, sobald sie die Chance dazu erhalten. Im Grunde kann jeder als Elf betrachtet werden, der in dokimatrei tropos die zweite Gestalt eines Elfen erhalten würde.

Der Weg zum Elf

Ein Elf wird man, indem man sich in dokimatrei tropos Magie und eine zweite Gestalt geben lässt

Die Gesellschaftsordnung des elfischen Großreichs ist so einzigartig wie das Wesen der Elfen selbst. Da jeder Elf als Mensch geboren wird, gibt es keine „rassische“ Trennung im klassischen Sinn. Stattdessen existiert eine subtilere, aber umso wirkungsvollere Hierarchie, die auf dem Streben nach dem elfischen Ideal basiert.

An der Spitze der Gesellschaft stehen unweigerlich die transformierten Elfen. Als Magier, mit ihrer Langlebigkeit und ihrem kulturellen Erbe bilden sie die politische, militärische und intellektuelle Elite, die in den Hohen Räten und an den Schalthebeln der Macht sitzt. Die große Mehrheit der Bevölkerung besteht jedoch aus Menschen, die in dieser von elfischen Werten geprägten Kultur leben. Sie sind keine Unterdrückten, sondern „Anwärter“ – Bürger, die in einem System aufwachsen, das sie unaufhörlich dazu anhält, jene Charakterzüge zu entwickeln, die sie eines Tages selbst zu Elfen machen. Der soziale Druck, sich diesem Ideal anzupassen, ist immens, denn die Verwandlung in ein anderes apanthrisches Wesen würde den sozialen Ausschluss bedeuten.

Diese Grunddynamik wird durch die ausgeprägte politische Vielfalt der elfischen Städte verfeinert. Während in imperialen Zentren wie Kinuil eine Oligarchie der großen Elfenfamilien herrscht und in der Militärstadt Micun ein autokratischer König regiert, gibt es in anderen Städten erstaunlich progressive Systeme. In Gelehrten-Enklaven wie Kiliamir oder naturverbundenen Gemeinschaften wie Munium existieren Demokratien, in denen jeder erwachsene Bürger – sei er Mensch, Elf oder sogar ein seltener zugewanderter Kartonane – eine Stimme hat. Diese Freiheiten sind jedoch kein Widerspruch zur elfischen Dominanz, sondern ihr wirksamstes Werkzeug: Indem sie alle Bürger in das politische System integrieren, stärken sie die kulturelle Assimilation und stellen sicher, dass der Geist des Elfentums die Herzen und Köpfe aller Bewohner des Großreichs prägt.

Die zweite Gestalt

Die zweite Gestalt ist das sichtbare Zeichen der Zugehörigkeit zum Volk der Elfen. Diese Transformation bringt sowohl große Gaben als auch erhebliche Opfer mit sich.

Aussehen

Eine Elfin. Elfen sind groß, anmutig und elegant

In ihrer wahren Gestalt streckt sich der Körper der Elfen auf eine Größe von fast exakt zwei Metern. Ihre Gesichtszüge werden schmal und filigran, die Ohren wachsen zu den bekannten Spitzen heran. Sie nehmen eine schlanke, fast schmächtige Statur an, da ihre physische Muskelkraft schwindet.

Stärken

Die Verwandlung gewährt den Elfen eine überragende Körperbeherrschung. Ihre Bewegungen fließen mit tödlicher Eleganz, ihre Reaktionszeit ist übermenschlich schnell. Für sie scheint die Zeit selbst langsamer zu vergehen, was andere Völker in ihren Augen schwerfällig und träge wirken lässt.

Ihre größte Stärke ist jedoch ihre große Affinität zur Magie. Da nur wenig ihrer magischen Essenz für physische Kraft genutzt wird, steht ihnen ein besonders großes Reservoir an arkaner Macht zur freien Verfügung – nur die Surgetonier können es mit ihnen aufnehmen. Diese Gabe hat sie zu leidenschaftlichen Forschern und Meistern der arkanen Künste gemacht.

Ein angenehmer Nebeneffekt: Der stete Gebrauch von Magie verjüngt den Körper und verleiht vielen Elfen eine scheinbar ewige Jugend. Mehr als den meisten anderen Völkern.

Schwächen

Doch der Preis für diese Gaben ist hoch. In ihrer zweiten Gestalt verlieren die Elfen drastisch an roher Kraft und Ausdauer. Ihr Körper wird zerbrechlich und wenig widerstandsfähig. Selbst kleine Wunden verursachen immense Schmerzen, und sie leiden stark unter extremen Temperaturen wie Hitze oder Kälte.

Gemeinsamkeiten

Der Geist der Elfen

Was die Elfen im Innersten eint, sind ihre gemeinsamen Charakterzüge.

  • Drang zur Selbstverwirklichung: Kein anderes Volk hegt einen so starken Wunsch nach Individualismus. Jeder Elf strebt danach, etwas Einzigartiges zu schaffen und seinen Namen in die Annalen der Geschichte einzuschreiben – sei es durch die Entdeckung einer unbekannten Insel, die Komposition eines unvergesslichen Liedes oder die Entwicklung eines neuen Zaubers.
  • Liebe zur Eleganz und Kultur: Elfen verehren die Schönheit in all ihren Formen. Sie lieben die unberührte Natur ebenso wie meisterhafte Architektur, Kunst, Philosophie und Poesie. Traditionen werden hochgehalten, und die alten Geschichten von Helden und Mythen werden wie heilige Schätze bewahrt.
  • Arroganz und Überlegenheit: Elfen betrachten sich als die Krone der Schöpfung Lirzakins. Dieser tief verwurzelte Stolz lässt sie auf andere Völker herabblicken und erscheint Außenstehenden oft als unerträgliche Arroganz. Ihr Streben nach Macht, Reichtum und Anerkennung ist die treibende Kraft hinter ihrem gewaltigen Reich.
  • Ein starkes Kollektiv: Trotz ihres ausgeprägten Individualismus besitzen die Elfen ein eisernes Nationalgefühl. Sie sind ihren Vorbildern und Anführern gegenüber treu ergeben und stehen im Angesicht einer äußeren Bedrohung geschlossen zusammen.
  • Disziplin und Selbstbewusstsein: So schwach auch ihr Körper ist, so stark ist ihr Wille. Sie treten selbstbewusst auf, stehen zu ihrer Zugehörigkeit, ihren Werten und ihren Entscheidungen. Und gleichzeitig haben sie eine außergewöhnliche Disziplin, die ihr Heer, das Civitas, ungewöhnlich stark macht.

Religion

Die Religion der Elfen ist, gemessen an den Maßstäben Lirzakins, relativ jung. Ihr Zentrum ist die Verehrung ihres größten Volkshelden: Kefalon. Erst nachdem er das erste Mal besiegt und versiegelt wurde, begann sein Volk, ihn und seine treuesten Anhänger als göttliche Geister zu verehren.

Das spirituelle Herz dieses Glaubens ist die Stadt Feliur, der Sitz von Viberion, dem Herrn des Geistes und engsten Vertrauten Kefalons. Er gilt als oberster Priester. Nach Kefalons tragischer Wiederkehr und seinem endgültigen Fall im zweiten Detheeischen Krieg schlug die Verehrung in einen beinahe fanatischen Glauben um, der heute eine der prägendsten Religionen in Lirzakin darstellt.

Vielfalt

Städte der Elfen

Der Individualismus der Elfen spiegelt sich am besten in ihren Städten wider. So viele gemeinsame Charakterzüge sie auch haben, in der Ausprägung dieser unterscheiden sich Elfen doch sehr.

Jede große Stadt im elfischen Kernland verkörpert einen anderen Aspekt des elfischen Charakters und zieht jene an, die sich mit diesem Wesenszug identifizieren.

Kinuil

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Kinuil ist die Hauptstadt des elfischen Großreichs, doch seine wahre Macht liegt nicht in der Krone des Königs, sondern im Hohen Rat der Elfen. Hier versammeln sich die einflussreichsten Personen des elfischen Großreichs, um über die Geschicke des Volkes zu entscheiden.

Die Stadt selbst ist ein Denkmal des Stolzes: Ein Meer aus weißem Stein, dessen Paläste, Türme und Festungen gen Himmel drängen – jedes Gebäude in dem Versuch erbaut, aus der Masse herauszustechen. Zwischen den Prachtbauten sind kunstvolle Parks und Gärten angelegt, in denen Statuen von längst vergangenen Helden und mythischen Taten künden. Wer in den elfischen Landen nach wahrer Macht strebt, dessen Weg führt unweigerlich nach Kinuil.

Munium

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Auf den ersten Blick erscheint Munium als friedvoller Gegenentwurf zu Kinuils steinerner Pracht. Flächenmäßig noch ausladender, verliert sich seine Größe in einer harmonischen Landschaft. Aufwendig geschnitzte Brücken führen über murmelnde Bäche und verbinden beschauliche Wohnhäuser mit majestätischen Hallen, die direkt aus dem lebenden Holz uralter Bäume geformt wurden.

Doch dieser Friede ist kein Pazifismus. Unter der ruhigen Oberfläche schlummert ein unerschütterlicher Nationalstolz, genährt von der tiefen Verbundenheit mit dem zurückgewonnenen Land. Ruft Kinuil zu den Waffen, sind es oft die Krieger Muniums, die als Erste antworten.

Kiliamir

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Kiliamir ist die große Akademie der Elfen, ein Hort des Wissens und der Magie. Hier versammeln sich die brillantesten Denker, Forscher und magischen Meister des Reiches. Die Stadt ist berühmt für ihre wagemutigen arkanen Experimente, wie die legendäre „Pyramide der Strahlen“, während in der nahen „Arkanen Schlucht“ die stummen Überreste zahlloser fehlgeschlagener Versuche verwittern.

Kiliamir selbst ist ein einziger Campus, dessen weiße Akademiegebäude von weitläufigen Gärten, stillen Pavillons und plätschernden Brunnen durchzogen sind – Orte, die zum Nachdenken und zur hitzigen Debatte einladen. Man blickt hier kritisch auf die reine Machtpolitik Kinuils, doch die Loyalität zum Großreich und zum gemeinsamen Streben nach Wissen steht außer Frage.

Jasaniis

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Als größte Hafenstadt ist Jasaniis das pulsierende Herz des elfischen Entdeckergeistes, das Tor zur Welt. Vom geschäftigen Hafen, geschützt von hohen Mauern, brechen Schiffe zu fernen Ufern auf, um neue Länder zu kartieren, Reichtümer zu finden oder den Einfluss des Reiches durch Handel auszudehnen. Der Warenstrom wird von der mächtigen Handelsfestung, die wegen ihrer strahlenförmigen Brücken auch  „Sonne des Südens“ genannt wird, aus kontrolliert.

Doch die Stadt hat auch eine Schattenseite: die weitläufigen Wohnviertel, in denen jene leben, die von ihren Abenteuern besiegt zurückkehrten oder sich nie trauten, überhaupt aufzubrechen. Hier liegt der Geruch von Salzwasser und fremden Gewürzen ebenso in der Luft wie der Atem von Alkohol und beißendem Schweiß.

Geschichte der Elfen

Die Geschichte der Elfen ist ein Zyklus aus imperialer Macht, katastrophalem Fall und unbändigem Wiederaufstieg.

Das erste Elfenreich

Die Geschichte der Elfen: Der Kampf gegen das Wasserreich

Nach dem achten großen Krieg waren die Elfen eines der ersten Völker, das sich in einem Königreich vereinte. Doch ihre Blütezeit war kurz. Als Racheakt versammelte der Fürst des wiedererstarkten Wasserreichs seine mächtigsten Magier und versenkte das gesamte Waldland der Elfen auf den Grund des Meeres.

Kefalon – Held und Tyrann

In dieser dunklen Stunde stieg der Erzmagier Kefalon Run Hespita zum unangefochtenen Anführer auf. Er zwang die Magier des Wasserreichs, das Land wieder aus den Fluten zu heben, doch zurück blieb nur ein Sumpf und ein kleiner Wald nahe Kiliamir. Also zwangen die Elfen Magier anderer Völker, das Land wieder aufzuforsten. Unter seiner Führung wurden die Elfen zur dominanten Macht des Kontinents.

In ihrem Überlegenheitswahn unterwarfen und versklavten sie andere Völker (zum Beispiel das gesamte Volk der Madewen), jagten mithilfe des Bestienmanifests ganze Spezies wie die Drachen, um sie zu fangen oder zu töten, und errichteten mit der infiniten Magie von Kriegsgefangenen die Phänoberge, in der sie die mystischen, faunischen und remischen Völker versiegelten. Erst ein Bündnis aller Völker unter Führung der Madewen konnte seine Schreckensherrschaft beenden. Kefalon wurde versiegelt und stieg zum Mythos und Märtyrer seines Volkes auf.

Das zweite Elfenreich

In der darauf folgenden Zeit existierte das Elfenreich nichtmehr. Erst nachdem die Legneeid Lirzakin beinahe überrannten, sammelten sich die Elfen im Widerstand wieder. Nachdem sie die Belagerung von Cervenis brachen und die Legneeid erst nach Ibundil, dann in ihre Welt zurückdrängten, nahmen sie ihr angestammtes Land wieder in Besitz. Das zweite Elfenreich blühte auf. Und schnell kam man wieder in Konflikt mit anderen Reichen. Besonders als das Wasserreich wieder erstand und mithilfe der Hydoren die Elfen bedrängt, brach ein großer Krieg aus, in dessen Folge die Elfen geschlagen und ihr Land erneut versenkt wurde.

Das elfische Großreich

Erst nach dem zweiten Detheeischen Krieg gelang es den Elfen, ihr Land mithilfe des von Drevna erbeuteten Yuar-Steins endgültig aus dem Wasser zu heben. Seitdem ist das elfische Großreich unter Anführern wie Viberion und Siphius Kefur unaufhaltsam gewachsen. Nach der Vernichtung des rivalisierenden Reiches Chiridan gibt es kaum noch eine Macht in Lirzakin, die ihrem Einfluss standhalten kann. Offiziell ruhen die Grenzen, doch die Tentakel ihrer Macht greifen nach allen Winkeln des Kontinents.

Fazit

Die Elfen von Lirzakin sind weit entfernt von dem simplen Bild weiser, naturverbundener Wesen. Sie sind ein Volk der Extreme: brillante Künstler und rücksichtslose Eroberer, tiefgründige Philosophen und arrogante Imperialisten. Ihre Stärke erwächst aus einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Überlegenheit, doch ihre größte Errungenschaft ist die Fähigkeit, aus den Trümmern ihrer eigenen Zerstörung immer wieder aufzuerstehen – mächtiger als zuvor.

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