Huvania

„Macht wird nicht gegeben, sie wird genommen. Und wer zögert, hat bereits verloren.“
– Huvania„Huvania ist wie eine kunstvoll geschliffene Scherbe aus Obsidian. Bewundernswert in ihrer Perfektion, aber unweigerlich gefährlich, egal wie man sie anfasst.“
– Jater Metar
Huvania, eine aus Balarem stammende Hexe, zählt zu den begabtesten und ehrgeizigsten Magierinnen ihrer Zeit. Über die Jahre errichtete sie eine einflussreiche Unterweltorganisation auf den Märkten ihrer Heimatstadt. Ihre Hexenkunst ist von außergewöhnlicher Macht, was nicht nur auf ihre Intuition und die perfekte Ausführung ihrer Rituale zurückzuführen ist, sondern auch auf den Besitz besonderer magischer Kessel und eines der letzten beiden legendären Hexenmeisterstäbe.
Ihr unermüdliches Streben nach Macht und Einfluss mündet schließlich darin, dass sie zur Herrscherin über ganz Balarem aufsteigt. Zudem hegt sie eine erbitterte Feindschaft mit Tak Safu, seit sie erfolgreich mit Portalzaubern experimentierte und damit seine Domäne betrat.
Herkunft und Jugend
Huvania wurde etwa 120 Jahre vor den Sklavenkriegen als jüngstes von drei Kindern zweier Phiolenhändler in der legendären Handelshalle von Balarem geboren. Der Stand ihrer Eltern befand sich in einer abgelegenen, aber prestigeträchtigen Lage im Turm der Hexerei, was der Familie ein beachtliches Einkommen sicherte. Dies ermöglichte es ihnen, ihren Kindern eine Ausbildung in den bedeutendsten Einrichtungen der Stadt zu finanzieren.
Während ihre beiden älteren Brüder Bibliothekare an der Akademie wurden, verweigerte sich Huvania diesem Weg. Stattdessen schloss sie sich einer alten Großhexe an, die ihr Talent erkannte und förderte. Durch diesen Kontakt erhielt sie einen Erlaubnisschein für dokimatrei tropos.
Sie wurde zu einer Surgetonierin und einer Magierin der zweiten Reihe mit einem außergewöhnlichen Talent für Hexerei und Wassermagie. Anfangs befasste sie sich auch mit mystischer Magie, Feuermagie und Spruchmagie, beschränkte sich hierbei jedoch auf die Kenntnisse, die für ihre Hexenkunst von Nutzen waren.
Dank ihrer Lehrmeisterin und ihres angeborenen Talents stieg sie innerhalb weniger Jahre zur mächtigsten Hexe Balarems auf und konnte sich bald mit den einflussreichsten Mitgliedern des Hexenordens messen. Ihr Aufstieg fand ein jähes Ende, als ihre Mentorin den Machtränken des Inthronisierten von Balarem zum Opfer fiel. Von diesem Moment an war Huvania auf sich allein gestellt und ihr Zugang zu wertvollen Informationen versiegte.
Meisterung der Hexerei

Als Erbin ihrer Meisterin ging einer der letzten beiden Hexenmeisterstäbe in ihren Besitz über. Dieses mächtige Artefakt, das nicht nur die Wirkung von Tränken verstärkt, sondern auch den Umgang mit fragiler Magie erlaubt und Siegelmagie beherrscht, verhalf Huvania zu einer der einflussreichsten Akteurinnen auf den Märkten Balarems. Da der Hexenorden jedoch nur ihrer Lehrmeisterin Zugang zu seinem geheimen Wissen gewährt hatte, war Huvania gezwungen, selbst zu experimentieren, um neue Rezepte zu entwickeln.
In einer alten Weinhöhle unter einem unscheinbaren Haus nahe der Handelshalle versuchte sie, die fundamentalen Prinzipien der Hexerei zu ergründen. Während dieser Zeit wurden ihre Eltern bei einem Aufstand als unbeteiligte Zivilisten von den Soldaten des Inthronisierten getötet. Im Nachlass ihrer Eltern, der weitaus größer war, als sie je vermutet hatte, fand sie einen Kessel aus gewachsenem Quarz. Dieses Artefakt verstärkte ihre Hexenkunst um ein Vielfaches. Mit seiner Hilfe verfeinerte sie ihr Gespür für Magie und entwickelte in kürzester Zeit neue Tränke oder braute bekannte Elixiere nur anhand von Beschreibungen ihrer Wirkung nach.
Da dieser besondere Kessel nur für eine bestimmte Art von Hexerei geeignet war, knüpfte sie Kontakte zur Handelsgilde, um auch die anderen legendären Kessel, die aus Mulotor stammen sollten, in ihren Besitz zu bringen. Doch im Alter von nur 24 Jahren – und durch den intensiven Gebrauch von Magie noch jünger wirkend – wurde sie nicht ernst genommen. Schlimmer noch: Man verriet sie an den Thron, um sich ihr Vermögen anzueignen.
Leben als Sklavin

Da Huvania ihre Machtbasis ausschließlich auf dem Markt hatte und über keine Verbindungen zur Oberschicht verfügte, wurde ihr Protest bezüglich der haltlosen Anschuldigungen im Prozess ignoriert. Ihr gesamtes Vermögen wurde konfisziert, doch ihr geheimes Labor in der Weinhöhle blieb unentdeckt. Um Huvanias berüchtigter Utensilien habhaft zu werden, stellte man sie vor die Wahl: das Versteck zu verraten und eine vierjährige Haftstrafe zu erhalten oder lebenslang versklavt zu werden. Aus Trotz und um ihre Schätze zu schützen, wählte sie die Sklaverei.
Sie wurde auf einem Sklavenmarkt in Balarem verkauft und von einem Großhändler erworben, der nichts von ihrem magischen Talent wusste. Er nutzte sie als Tänzerin, lebenden Schmuck und Dienerin. Huvania ertrug diese Zeit mit stoischer Ruhe, verrichtete die ihr aufgetragenen Arbeiten und gewöhnte sich an den eisernen Halsring und die Handgelenksschellen, die sie fortan tragen musste.
Nach fast drei Jahren führte ihr Weg sie zufällig an der Bibliothek vorbei, wo ihre Brüder sie sahen. Von Scham überwältigt, fasste sie den Entschluss, auszubrechen. Gemeinsam mit anderen Sklaven schmiedete sie den Plan, ihren Herrn zu töten, um nach balaremischem Recht die Freiheit zu erlangen, da Sklaven nicht vererbt wurden. Huvania selbst hielt sich jedoch im entscheidenden Moment zurück und stellte sicher, bei dem Mord nicht anwesend zu sein. Sie wusste, dass man die Schuld sofort den Sklaven zuschieben würde. So kam es, dass alle anderen hingerichtet wurden und nur Huvania als freie Frau aus der Situation hervorging.
Huvanias Aufstieg zur Macht
Mittellos und ohne Obdach – das Haus über ihrem Labor war längst verkauft – forderte Huvania am Markt den ehemaligen Laden ihrer Eltern ein und erhielt Recht. Sie begann erneut, Hexereiprodukte zu verkaufen, anfangs mit minderwertigen Materialien, doch bald mit immer besseren Zutaten und Utensilien. Ihre günstige Position im Hexenturm und ihr rasch wachsender Ruf machten sie zur gefragtesten Hexe der Halle und ließen sie ein neues Vermögen anhäufen.

Doch die Erinnerung an den Verrat hatte sie gelehrt, vorsichtig zu sein. Den Halsreif und die Handgelenksschellen legte sie nicht ab. Sie begann, die Mächtigen der Stadt zu umgarnen, um ein Netzwerk aus Kontakten zu spinnen, das sie vor zukünftigen Anfeindungen schützen sollte. Anfangs half sie ihrem Charme mit auf die Schellen aufgetragenen Tränken nach, doch schon bald verführte sie Männer wie Frauen allein durch die Kraft ihrer Persönlichkeit.
Schließlich kaufte sie mit ihrem Vermögen ihr altes Haus zurück und ließ die ehemals verfallene Karawanserei zu einer prachtvollen Stadtvilla umbauen. Ihr Labor, das inzwischen zu einem städtischen Mythos geworden war, beließ sie in der Weinhöhle. In dieser Zeit gelang es ihr auch, die verbliebenen zwölf Quarzkessel an sich zu bringen. Einen adligen Erdmagier, den sie verführt hatte, überredete sie, die Kessel magisch mit dem Boden zu verbinden und ihr so eine perfekte Wirkungsstätte für ihre Hexenkunst zu schaffen. Anschließend raubte sie ihm mit einem Trank die Erinnerung an seine Tat.
Durch ihre Hexerei erschuf sie eine eigene Portalstelle, die sie mit anderen Portalen in Lirzakin verbinden konnte. Dies brachte ihr die Feindschaft von Tak Safu ein, als sie unerwartet auf seinem Anwesen in der Fraktalwelt erschien. Da beide ebenbürtig waren, beschränkte sich ihre Fehde auf gegenseitige Sabotageakte und das Schmieden von Intrigen. Zu dieser Zeit nahm sie auch eine Schülerin namens Filnirsia Ülnhunohubila bei sich auf.
Schließlich beschloss Huvania, nach der höchsten Macht zu greifen. Sie ließ sich als Abgesandte des Hexenturms in den Hohen Rat wählen. Da sie es für unwürdig hielt, als Rätin die Handgelenksschellen zu tragen, legte sie diese in ihrer Kristallhöhle ab. Den eisernen Halsring aber behielt sie an. Als Rätin setzte sie sich anfangs für die Rechte der Bevölkerung ein, erkannte aber bald die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens und konzentrierte sich wieder darauf, ihre eigene Macht zu mehren.
Als die Lage in Balarem durch einen Feldzug auf dokimatrei tropos, die Sklavenkriege und den Vormarsch der tranurtianischen Armee immer kritischer wurde und auch die Elfen als Verbündete ausfielen, nutzte Huvania die Gunst der Stunde. Sie wiegelte den Rat und das Volk gegen den Inthronisierten und die Familie Per Tesfalee auf. Ein wütender Mob ermordete die alte Herrscherfamilie, und Huvania wurde zur neuen Herrscherin ausgerufen.
Aussehen
Huvania trägt einen schlichten, eisernen Halsring als einzigen Schmuck. Als mächtige Magierin hat sie das Aussehen einer jungen Erwachsenen bewahrt. Sie hat langes, glattes, dunkelbraunes Haar, braune Augen und eine für Balarem ungewöhnlich helle Haut. Ihre Lippen sind schmal, ihre Augenbrauen spitz zulaufend. Sie besitzt eine schlanke Figur und entspricht dem balaremischen Schönheitsideal, was sie nicht zuletzt einem regelmäßig eingenommenen Trank verdankt.
Ihre Kleidung besteht meist aus einem knielangen Rock und entweder einer Tunika oder der traditionellen Tracht des Marktes. Diese besteht aus kunstvoll um den Körper geschlungenen Stoffbahnen, die je nach Tragweise mehr oder weniger Haut zeigen. Bei Ratssitzungen trägt sie zudem einen roten Mantel, das Symbol des Hexenturms.